Studien

Müllverbrennung – ein Gefahrenherd? Abschied von der Dioxinschleuder

In den achtziger Jahren waren Müllverbrennungsanlagen (MVA) das Symbol für die Vergiftung der Umwelt: Die Bürger wehrten sich gegen die Wegwerf-Gesellschaft und gegen die „Dioxin-Schleudern“ am Stadtrand. Der Protest war erfolgreich. Heute wird mehr als die Hälfte des Hausmülls (55 %) als Biomüll, Altpapier, Altglas oder Verpackungen verwertet. Seit dem 1. Juni 2005 geht kein Müll mehr unbehandelt auf die Deponie. Und durch strenge Regelungen (siehe die Kapitel am Ende dieses Papiers) spielen Müllverbrennungsanlagen heute bei den Emissionen von Dioxinen, Staub und Schwermetallen keine Rolle mehr. Und das, obwohl die Kapazität der Müllverbrennung sich seit 1985 fast verdoppelt hat.

Gesamtemissionen deutlich verringert

Steven Lahl, Müll-Magazin 2008: "Die Emissionen der alten Generation der Müllverbrennungsanlagen (MVA) in den achtziger Jahren waren nicht zu akzeptieren. Bürgerproteste und der damit verbundene Legitimationsdruck haben mit der siebzehnten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (17. BImSchV) in den neunziger Jahren zu einem Anforderungsstandard geführt, der die thermische Abfallbehandlung nicht nur akzeptabel macht, sondern ihr einen so hohen Abgasreinigungsstandard abverlangt, dass die thermische Abfallbehandlung persaldo durch Erzeugung von Energie die Umwelt entlastet. Eine genaue Analyse alter und neuer Daten zeigt, dass Anlagen, die die gesetzlichen Anforderungen einhalten, auch für die unmittelbare Nachbarschaft keine negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit besitzen. Hinzu kommt, dass die thermische Abfallbehandlung für den Klimaschutz eine herausragende Bedeutung hat. Die mit Abstand quantitativ bedeutendste Einsparung von Treibhausgasen wird durch das Beenden der Deponierung der Siedlungsabfälle erzielt."

Recyclingpotenziale bei Rückständen aus der Müllverbrennung

Eisen und NE-Metalle aus MV-Schlacken abzutrennen ist bereits heute schon Stand der Technik. Vor dem Hintergrund der Steigerung der Ressourceneffizienz von teuren Industriemetallen, die unter anderem auch in der Elektronikindustrie verwendet werden, stellt sich aktuell allerdings die Frage, welche zusätzlichen Recyclingpotenziale bei der Verwertung von Metallen aus MV-Schlacken zukünftig unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten noch zu entwickeln sind.

Studie 'Beitrag Thermischer Abfallbehandlungsanlagen zur Energiewende'

Energybrainpool untersucht im Auftrag von ITAD den Stellenwert und das Potential der Anlagen im Strom- und Wärmemarkt bis 2030. Die rund 100 Anlagen, von denen die ITAD rund 94 % der Anlagenkapazität vertritt, sind dezentral in Deutschland verteilt und tragen somit zur Netzstabilität bei. Die installierte elektrische Leistung entspricht über 20 % der steuerbaren erneuerbaren Bruttostromproduktion. Sie werden meist als Kraft-Wärme-Kopplung betrieben und sind regional somit ein bedeutender Fernwärmelieferant. Die Gesamtmenge (100 % CO2-neutral und zu 50 % erneuerbar) ist nach den biogenen Festbrennstoffen die zweitwichtigste Wärmeenergiequelle, die für einen dekarbonisierten Wärmemarkt zur Verfügung steht. Wollte man den EEG-Stromanteil der TAB-Anlagen durch Biomassestrom substituieren, so wären 2015 rund 738 Mio. € an Förderung notwendig gewesen. Darüber hinaus mindern die TAB-Anlagen die volkswirtschaftlichen Stromgestehungskosten um aktuell 4 Mio. € jährlich. Mit weniger Grundlasterzeugung wird sich dieser Effekt bis zum Jahr 2030 mehr als verdreifachen. Dadurch reduzieren sie den Großhandelsstrompreis um 0,40 €/MWh bis 1,28 €/MWh im Zeitraum von 2016 bis 2030. Dies entspricht einer aktuellen Preissenkungsrate von 1,4 %!